Eduard Kutrowatz
In Rot – Dialog  nach kroatischen und ungarischen Themen
für 2 Klaviere
Dauer: 00:13:59
Entstehung: 2004
Tonträger: HEARTBEAT
Uraufführung: 08.05.2006, Schlaining, klangfruehling 2005: Espresso Pronto
Klavierduo Johannes und Eduard Kutrowatz

IN ROT
Dialog nach kroatischen und ungarischen Themen für 2 Klaviere
* Improvisando (Oj, Jelena, Jelena)
* Laufwerk
* Intermezzo – Fuge
* Blues / Choral (Üdvözlégy Mária) / Blues
* Laufwerk

Das letzte Lied von Franz Schuberts Liederzyklus Die Winterreise, Der Leiermann, beginnt mit der Leere einer Quinte, die als Todesahnung verheißender Bordun das Lied des unglücklichen, rastlos umherziehenden Sängers trägt, und endet mit dessen Frage an den Leiermann, eine symbolische Figur des Todes: ‚Wunderlicher Alter, soll ich mit dir geh’n?‘ Die Antwort auf die Frage bleibt aus. Diese Quinte des unglücklichen Sängers und seine Frage an den Tod greift Eduard Kutrowatz zu Beginn dieser Komposition auf, und gibt eine eindeutige Antwort IN ROT. Ein Ja! zum Leben. Denn ROT ist die Farbe des Lebens und der Liebe schlechthin. Doch das Leben bedingt den Tod, wie das Licht den Schatten, an beiden Themen, ‚Liebe‘ und ‚Tod‘, führt für uns Menschen kein Weg vorbei. Wir werden im Liebesakt gezeugt, gleiten aus dem Mutterschoß ins Leben und verlassen es letztlich durch das Tor des Todes wieder.
IN ROT verweben sich die musikalischen Wurzeln des Komponisten zu einem Abbild seines Lebensteppichs.Im Stammbaum der Familie Kutrowatz verweist so mancher Zweig auf Ahnen aus Kroatien und Ungarn. Im kroatischen Volkslied Oj, Jelena, Jelena wird die junge Jelena besungen, die grüne Äpfel für die Pferde ihres Bruders erntet, im Wissen um Vergänglichkeit. Bekannt geworden ist diese Melodie vor allem, weil sie Joseph Haydn im 4. Satz seiner 104. Sinfonie verarbeitet hat.
Das Volkslied
Oj, Jelena, Jelena, jabuka zelena.
Pod njom rasla, pod njom rasla trava ditelina.
Nju je žela Jelena, gizdava divojka.
Zlatim srpom, slatim srpom, bijelimi rukami.
Ca odriže Jelena sve pred konje vrže.
Jite, pijte,jite, pijte moga braca konji.
Zutra cete daleko, daleko, daleko putovat.
Novu cestu, novu cestu, po moju nevestu.

Die Farbe ROT ist auch Sinnbild des Göttlichen. Musikalisch spiegelt sich dieser Aspekt im 4. Satz von IN ROT, hier wird ein altes ungarisches Ave Maria (aufgezeichnet in Unterwart, Burgenland) zitiert, gleich einer Symmetrieachse zwischen zwei Blues – Teilen.

Der Choral
Üdvözlégy, Mária, malasztal teljes! Az Úr van teveled.
Te vagy áldott az aszszonyok között, és áldott a te
méhednek gyümölcse, Jézus. Aszszonyunk,
Szűz Mária, Istennek szent anyja.
Imádkozzál, imádkozzál, imádkozzál miérettünk.
Amen, amen, amen.

Es prallen hier also verschiedenste Formen und Stile aufeinander, durchdringen einander und fügen sich zusammen, wie sich auch im Laufwerk Leben scheinbar unvereinbare Dinge zusammenfügen, IN ROT: mit Feuer, Kraft und Leidenschaft.
Gabriele Burian